Freitag, 1. November 2013

Objektiv zum Wechseln. Wozu der Wechsel-Umstand?

In der letzten Zeit gewinnen die so genannten Superzoom-Objektive immer mehr an Aufmerksamkeit. Braucht man dann noch überhaupt ein Wechselobjektiv und wofür sind die Festbrennweiten da?
Diese Frage kann nicht ohne Weiteres beantwortet werden.
Zunächst mal müsste man für sich klar stellen, für welchen Zweck man ein Objektiv braucht.

Für Reisefotografie wäre solch ein Zoomriese, wie z.B.:
Tamron 16-300 1:3,5-6,3 VC PZD in Verbindung mit einer APS-C Kamera durchaus sehr empfehlenswert. Diese Optik deckt einen enormen Brennweitenbereich ab zwischen einem guten Weitwinkel (ca. 24mm Kleinbild äquivalent) bis zum Telebereich von ca. 450mm. An alter analogen Kleinbildkamera müsste man ein ca. 24-450mm Objektiv einsetzen um Aufnahmen vom gleichen Ausschnitt machen zu können. Desweiteren verfügt dieses Objektiv über einen Stabilisator (VC – Vibration Compensation), der dem Fotografen das Fotografieren aus der Hand deutlich erleichtert und manchmal sogar erst ermöglicht. Zumal dieses Objektiv meine persönlichen Erwartungen an AbbildungsLeistung übertroffen hat J.
So ausgerüstet ist man sehr kompakt unterwegs und gleichzeitig flexibel ausgestattet.


Einen Hacken hat die ganze Sache aber doch noch. Die Lichtstärke des Objektivs geht mit der steigenden Zoomstellung verloren. Bei 300mm lässt die Optik fast nur noch 1/4 des Lichtes durch im Vergleich zur Weitwinkelstellung (bei 16 mm). Dieser Verlust muss entweder durch längere Belichtungszeit oder durch Erhöhen der ISO-Zahl kompensiert werden. Letzteres führt bei hohen Werten unweigerlich zum Bildrauschen. Die Belichtungszeit lässt sich nur bei Verwendung eines Stativs und bei Aufnahme von unbewegter Objekte beliebig erhöht werden, anders werden Objekte auf den Bilder verschwommen dargestellt. Beim Fotografieren aus der Hand gilt in Etwas die Regel: Belichtungszeit sollte gleich oder kürzer als der Kehrwert der Brennweite gewählt werden, beim Maximalzoom (300mm) – also ca. 1/300s oder kürzer. Dank Stabilisator sind jedoch Aufnahmen mit kürzerer Belichtungszeit (hier: evtl. bis ca. 1/60) noch möglich.
 Selbst in Weitwinkelstellung verfügt das Objektiv nicht über besonders hohe Lichtstärke. Die kleinste verwendbare Blendenzahl beträgt 3,5 (entspricht der maximal möglichen Blendenöffnung). Verglichen mit einem lichtstarken Festbrennweitenobjektiv (z.B.: 24mm 1:1,4) lässt der Superzoom in Weitwinkelstellung fast nur noch 1/8 des Lichtes durch. 
Auf Reisen kann dieser Umstand jedoch etwas relativiert betrachtet werden, weil dort oft genug Licht zur Verfügung steht.

Mit der Lichtstärke (eigentlich mit den kleinen verwendbaren Blendenwerten von z.B.: 1,4) hängt noch eine weitere Eigenschaft des Objektives zusammen – die Möglichkeit Objekte durch geringe Schärfentiefe vom Hintergrund freizustellen. Während das Hauptmotiv (z.B.: Person im Vordergrund) absolut scharf abgebildet wird, sind die Objekte im Hintergrund verschwommen dargestellt und lenken nicht vom Hauptmotiv ab. Das Freistellungsvermögen eines Superzoom Objektives ist relativ gering, in vielen Situationen wird der Hintergrund ungenügend verschwommen gezeichnet. Auf Reisen kann jedoch auf diese „Kleinigkeit“ leicht verzichtet werden.

Kann man nun mit den oben genannten Nachteilen nicht leben, so muss wohl oder übel zu Objektiven mit höherer Lichtstärke gegriffen werden. Diese verfügen über weitaus geringere Zoomwerte (bis hin zur Festbrennweite), so braucht man mehrere Objektive um gleichen Brennweitenbereich abzudecken, z.B.:
Tamron 17-50 1:2,8; Tamron 28-75 1:2,8; Tamron 70-200 1:2,8; zusätzlich noch 1,4-facher Telekonverter um auf die Brennweite von ca. 300mm zu kommen. Dieser Satz an Optiken bedeutet ein Vielfaches an Kosten beim Kauf sowie Platz- und Kraftbedarf beim späteren Transport. Außerdem werden Sie oft in die Prädulie kommen, gerade das falsche Objektiv an der Kamera dran zu haben.
Deswegen bleibe ich bei der Empfehlung: Für Reisen nehmen Sie einen Superzoom

Betrachten wir mal den nächsten Bereich anhand eines Beispiels eines Berufsfotografen. Angenommen, seine Haupttätigkeit stellt Eventfotografie dar (Hochzeit, Taufe usw.) So muss der Fotograf viele Aufnahmen in Situationen mit wenig Licht machen, z.B. in der Kirche. Man könnte meinen, die besonders lichtstarken Objektive mit fester Brennweite wären hier die richtige Wahl. Doch ohne einer Zoommöglichkeit kommt der Fotograf nur schwer aus, schließlich darf er sich nicht frei überall in der Kirche bewegen (z.B.: Altarraum) um den passenden Ausschnitt zu erhalten. Außerdem sollte das Fotografieren nicht von der Zeremonie ablenken. Also kommen nur Zoomobjektive in Frage. Desweiteren eine enorme Lichtstärke von z.B.: 1.4 (erreichbar bei Festbrennweiten) nützt auf Grund der geringen Schärfentiefe nicht gerade viel, schließlich soll die nächste Umgebung des Brautpaars auch noch erkennbar sein. Also benötigen wir für diesen Fall Zoomobjektive mit moderater Lichtstärke. Hierfür bieten die Hersteller die sogenannte 2.8-er Reihe an. (z.B.: Nikon 14-24 f2.8; Nikon 24-70 f2,8; Nikon 70-200 f2,8). Objektive bieten einen ausreichenden Zoom und verfügen gleichzeitig über relativ hohe Lichtstärke, die über den gesamten Zoombereich konstant bleibt. Manche Fotografen legen sich ein Zweitgehäuse zu um mehrere Objektive mit unterschiedlichen Brennweiten nutzen zu können ohne des lästigen und zeitraubenden Wechselns.

Will der Fotograf nun das Brautpaar nach der Kirche in einem Park fotografieren, so greift er auf die extrem lichtstarke Festbrennweiten zurück um die Personen vom Hintergrund freizustellen. Hier hat er nämlich genug Platz und kann sich und das Brautpaar entsprechend positionieren.

Ist man als Hobbyfotograf nicht auf Fotografieren in einer Kirche und somit auf den Kauf der 2,8-ter Zooms gebunden, so kann ein Satz aus Objektiven mit Festbrennweiten von Empfehlung sein.
Beispielobjektive (z.B.: Nikon):
Nikon 24mm f1,4
Nikon 35mm f1,4
Nikon 50mm f1,4
Nikon 85mm f1,4
Nikon 105mm f2,0
Nikon 135mm f2,0
Nikon 200mm f2,0
Diese Objektive verfügen über extrem hohe Lichtstärke und somit alle Möglichkeiten um Schärfentiefe kreativ einzusetzen. 
Da Sie selbst als Hobbyfotograf Herr der Lage sind, können Sie den Abstand und Ihre Position an das entsprechend verwendete Objektiv anpassen und sind somit nicht auf Zoommöglichkeit angewiesen.
Selbstverständlich müssen Sie entsprechend oft wechseln und auch transportieren.

Das sind also die 3 groben Kategorien, in die ich als Thema „Objektiv zum Wechseln“ einordnen kann. Entscheiden Sie sich selbst, welche der Bereiche oder gar deren Mischung Sie ansprechen.

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