Samstag, 19. Oktober 2013

Schaerfeeindruck


Ob der Betrachter ein Foto als scharf oder unscharf empfindet, hängt von vielen Faktoren ab. Zunächst mal die direkt wirkende Faktoren:

  • Schärfeverteilung. Es nützt nichts dem Bild wenn Objekte absolut und 100%-ig scharf abgebildet sind, die jedoch nicht das Hauptmotiv der Aufnahme ausmachen. Wenn das Hauptobjekt oder deren wichtigsten Teile (z.B. Augen in einem Portrait) nicht scharf abgebildet werden, wird das ganze Bild als unscharf empfunden.
  • Präsenz der Details. Strukturen (sehr feine Elemente, meist in unregelmäßiger Form und Anordnung) oder Muster (etwas gröbere, sich wiederholende Strukturen) tragen positiv zum Schärfeempfinden bei.
  • Autofokus. Je genauer die Scharfstellung (Entfernung und Position im Bild), desto schärfer wirkt das Hauptobjekt in der Aufnahme. Hat die Kamera z.B. in einer Portraitaufnahme auf die Nasenspitze statt den Augen scharf gestellt - fehlt dem Portrait die Brillanz. Auch ein falsch eingestellter Autofokus (etwa falsche Betriebsart oder Modus für Messfeldauswahl) kann auch zu unscharfen Bildern führen. In Situationen mit wenig Licht kann Autofokus auch überfordert werden und erzielt evtl. nicht mehr ausreichende Genauigkeit.
  • Bildrauschen. Bilder aufgenommen bei hohen ISO-Zahlen wirken blass  kontrastarm und schwammig.


Folgende Faktoren wirken sich ebenfalls bedingt auf den Schärfeeindruck aus:


  • Belichtungszeit. Je länger die Belichtungszeit desto höher die Gefahr, dass Aufnahmen verwackelt werden (selbst mit Verwendung eines Stativs) und somit unscharf wirken. Außerdem können Objekte in Bewegung verschwommen abgebildet werden.
  • Motivbewegung. Je schneller sich das zu fotografierende Objekt bewegt desto verschwommener wird dieser abgebildet. Wenn wichtigen Teile dieses Objektes dennoch scharf abgebildet werden, wirkt die Aufnahme nicht unscharf (z.B.: ein vorbeilaufender Mensch. Durch das Mitziehen der Kamera während der Aufnahme wurde der Kopf der Person scharf abgebildet, die Hände und Beide sind jedoch durch viel stärkere und gegenläufige Bewegung stark verschwommen. Eine solche Aufnahme wird vom Betrachter nicht nur als scharf sondern auch als sehr interessant, lebendig und dynamisch empfunden).
  • Schärfentiefe. Es ist schön wenn alles im Foto scharf abgebildet wurde. Jedoch manchmal ist in einer solchen Aufnahme das Hauptobjekt schwer auszumachen. Der Blick des Betrachters sucht ziellos nach einem Aufenthaltspunkt im Bild. Deswegen wirkt sich das Erhöhen der Schärfentiefe nur bedingt auf den Schärfeeindruck im Bild aus.
  • Optische Auflösung. Es bringt nicht viel, wenn man mit dem schärfsten und teuersten Objektiv und der höchstauflösender Kamera Objekte fotografiert, die kaum Details enthalten. Die Auflösung unserer Ausrüstung kann den Detailreichtum des Motivs nur erhalten, jedoch keineswegs erhöhen.
  • Kontraste. Grundsätzlich gilt: je höher die Kontraste im Bild, desto schärfer wirkt die Aufnahme. 
    • Jedoch überhöhte Kontraste können schnell die Bildwirkung „zerstören“
    • Kontraste an Stellen, die für die Bildaussage unwichtig ist, können schnell störend wirken
  • Sättigung. Fotos, die vom Betrachter als „bunt“ empfunden werden, jedoch nicht ausreichend Sättigung liefern, werden als unscharf (bzw. matt oder fahl) empfunden. Andererseits wirken übersättigte Bilder ausgewaschen und irgendwie „kaputt“. Außerdem können die Kontraste in gegensätzlicher Verbindung zu den Farben stehen: Bilder mit hohen Kontrasten vertragen nicht so viel Sättigung wie kontrastarme Bilder.