Freitag, 1. November 2013

Betriebsarten

Die Betriebsarten werden mit dem so genannten Modus- bzw Aufnahmebetriebsarten- Wahlrad J ausgewählt.

Nun was wird genau damit eingestellt?
Nun grundsätzlich würde ich die Betriebsarten in 2 Kategorien unterteilen:

Die Automatischen Betriebsarten. Hierzu zählt die Vollautomatik, die Vollautomatik ohne Blitzlicht und die Motivprogramme bzw. Szenenprogramme. Hier ist meine Empfehlung, es vom Zeitdruck des Fotografen abhängig machen zu lassen. 

  • Haben Sie kaum Zeit für irgendwelche Einstellungen an der Kamera (z.B. während einer Stadtführung in einer großen Gruppe), verwenden Sie entweder die Vollautomatik oder Vollautomatik ohne Blitzlicht.
  • Wenn Ihnen etwas Zeit zur Verfügung steht, wählen Sie das dem aufzunehmendem Motiv entsprechende Motiv- oder Szenenprogramm aus (z.B. Landschaft, Portrait etc.). Sie steigern damit die Wahrscheinlichkeit gelungener Aufnahmen. Vollautomatik würde übrigens auch sich im Hintergrund für eine der Motivprogramme entscheiden, aber diese Entscheidung könnte-ja falsch gefällt werden. Ein Motivprogramm ist im Prinzip eine Zusammenstellung bestimmter Kamerafunktionen und –Einstellungen um in gewählter Situation optimalere Ergebnisse zu liefern.

Die Kreativ-Betriebsarten. Ich bezeichne diese Betriebsarten als „kreativ“ weil sie sehr umfangreiche Einstellungen bieten, die nicht durch Kameralogik eingeschränkt sind. Der Zeitbedarf bei der Nutzung einer dieser Modi (besonders beim Arbeiten im M-Modus) ist erheblich größer als beim Arbeiten in den automatischen Betriebsarten weil man alle relevanten Einstellungen möglichst passend vornehmen muss. Die Modi werden im folgenden etwas genauer beschrieben. 

Manuelle Betriebsart

Manuellbetrieb  (Bezeichnung: M)
Belichtungszeit sowie Blende kann vom Fotograf ohne Rücksicht auf korrekte Belichtung (Zielhelligkeit im Bild) eingestellt werden. Die Kamera zeigt die Abweichung von der rechnerisch korrekten Belichtung in Belichtungswerten am Display an.
  • Diese Betriebsart ist für Einsteiger nicht zu empfehlen, man kann viel mehr falsch machen als richtig (darin hatte ich meiner Zeit reichlich Erfahrung gemacht J).
  • Etwas interessanter wird diese Betriebsart wenn man die ISO- Automatik mit in Betracht zieht bzw. wenn eine ISO-Automatik in dieser Betriebsart möglich ist. Die ISO-Automatik kümmert sich nämlich um korrekte Helligkeit im Bild, wobei der Fotograf volle Kontrolle über Blende und über Belichtungszeit behält. Ein gutes Beispiel hierfür wäre Fotografie im Museum. Stative sind oft nicht erlaubt, so ist man gezwungen aus der Hand zu fotografieren. Das bedeutet, die Belichtungszeit hängt von der aktuell verwendeten Brennweite (Zoomposition) ab. Wenn ich beispielsweise mit einem 24-70-er Zoomobjektiv in Weitwinkelstellung fotografiere, kann ich Belichtungszeit von ca. 1/24s verwenden. In der Telestellung muss ich sie auf ca. 1/70s verkürzen um Verwacklungen zu vermeiden. Durch Verstellen der Blende kann die Schärfentiefe kontrolliert werden. Möchte man ein Objekt vom Hintergrund trennen, so verwendet man Offenblende. Für Mehr Schärfentiefe blendet man ab. Die ISO- Automatik führt indessen stets ihren Job durch und verwendet für jede Aufnahme den notwendigen ISO-Wert (natürlich in Rahmen der möglichen Grenzen). Hersteller Pentax erlaubt im M – Modus zwar keine ISO-Automatik, bietet stattdessen die Betriebsart TAv an, die genau die oben beschriebene Funktion aufweist.


Programmautomatik

Programmautomatik (Bezeichnung: P)
Hier verändert der Fotograf durch  Programmverschiebung gleichzeitig die Blende und Belichtungszeit so, dass trotzdem eine korrekte Belichtung erfolgen kann. Eine Verdoppelung der Belichtungszeit führt zu eine Veränderung der Blende um einen Belichtungswert usw.
  • Grenzsituationen: Eine Über- oder Unterbelichtung ist durch eine Programverschiebung in der Betriebsart nicht möglich (z.B. eine Belichtungszeit einstellen, die nicht mehr durch eine Blende ausgeglichen werden kann).
  • Einsatzgebiete: Die Programmautomatik kann alternativ zu den Betriebsarten „Blendenpriorität“ und „Zeitpriorität“ eingesetzt werden.



Zeitpriorität

Zeitpriorität oder Blendenautomatik (Bezeichnung bei Canon, Pentax sowie Samsung: Tv, sonstige Hersteller: S). Hier wird die Zeit vom Benutzer auf einen festen Wert eingestellt. Die Blende wird von der Kamera ermittelt.
  • Umgebung sehr dunkel: Ist eine größere Blendenöffnung (kleinste Blendenzahl) notwendig als das Objektiv  physikalisch einstellen kann, so erscheint eine Warnung am Kameradisplay, die Aufnahme wäre unterbelichtet. Um dies zu vermeiden erhöht man die ISO-Zahl oder stellt eine längere Belichtungszeit ein.
  • Umgebung sehr hell: Beim überschreiten der kleinstmöglichen Blende (höchste Blendenzahl) muss entweder eine kürzere Belichtungszeit eingestellt oder ein Neutralgraufilter eingesetzt werden um Überbelichtungen zu vermeiden.
  • Einsatzgebiete: Die Zeitpriorität wird in Verbindung mit Bewegung des Motivs oder/und der Kamera eingesetzt (oft in der Sport- und Tierfotografie). Man stellt kurze Belichtungszeiten ein um Objekte in ihrer Bewegung „einzufrieren“ oder verwendet absichtlich längere Belichtungszeiten um Bewegungsunschärfe im Bild zu verursachen. In der Landschaftsfotografie können längere Belichtungszeiten verwendet werden um z.B..: das Fließen des Wasser in einem Bach verschwommen darzustellen.


Blendenpriorität

Blendenpriorität oder Zeitautomatik (Bezeichnung bei Canon, Pentax sowie Samsung: Av, sonstige Hersteller: A). In dieser Betriebsart wird die Blende vom Benutzer auf einen gewünschten Wert eingestellt. Die für korrekte Belichtung notwendige Zeit wird von der Kamera automatisch ermittelt.
  • Umgebung sehr hell: Ist eine kürzere Belichtungszeit notwendig, als an der Kamera möglich (Grenze z.B: 1/4000s), so erscheint eine Warnung im Display - bei einer Aufnahme wäre das Bild überbelichtet. Um das zu vermeiden muss die ISO-Zahl reduziert oder die Blende geschlossen werden (abblenden). Ist dies nicht möglich (oder nicht gewünscht), so kann die Lichtmenge mit einem Neutralgraufilter am Objektiv reduziert werden.
  • Umgebung sehr dunkel: Beim Überschreiten der längst-möglichen Belichtungszeit muss die ISO-Zahl erhöht oder die Blende weiter geöffnet werden um Unterbelichtungen zu vermeiden.
  • Einsatzgebiete: Die Blendenpriorität wird oft in der Portrait- und Landschafts-Fotografie eingesetzt. Man stellt die Offenblende ein und erhält somit eine Freistellung der Personen vor dem Hintergrund (geringe Schärfentiefe). Ist eine hohe Schärfentiefe erwünscht (Landschaft, Makro), greift man ebenfalls zu dieser Betriebsart und verwendet kleinere Blendenöffnung (große Blendenzahlen). 




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Dateiformate

Alle mir bekannte Spiegelreflex-Modelle bieten mindestens 2 Dateiformate an: JPEG und RAW an. Letzterer stellt ein Rohformat (RAW) dar, bei dem die Daten unverändert direkt vom Bildsensor auf die Speicherkarte geschrieben werden. Einige Modelle ermöglichen die Bilddaten im TIF-Format zu speichern, ich persönlich sehe hier jedoch kaum Vorteile gegenübTIF
er JPEG-Format weil Tif-Dateien ebenfalls nur mit 8 Bit Farbtiefe gespeichert werden, jedoch ein viel größeres Speichervolumen benötigen.


Nutzen und Notwendigkeit an Verwendung verschiedener Kamerafunktionen hängt davon ab, ob Sie sich für JPEG- oder RAW- Dateiformat entscheiden. Nehmen Sie ihre Bilder in RAW auf, so machen viele Einstellungen nur wenig Sinn, weil sie bei der nachträglichen Raw-Entwicklung neueingestellt werden müssen bzw. können.



Im Folgendem führe ich Aufnahmeoptionen auf, die je nach Verwendung der Dateiformate unterschiedlich eingestellt werden sollten: 

Dateiformat-relevante Einstellungen

Bildqualität

  • JPEG: Möglichst hoch halten (Einstellung: Fine). Andernfalls werden die Dateien stark komprimiert und liefern schlechtere Qualität (Blockartefakte). Investieren Sie stattdessen lieber einige Euros in eine zusätzliche Speicherkarte
  • RAW: Verfügbar nur bei Aufnahmen "RAW + JPEG". Für RAW-Bilder irrelevant, sie werden beim Speichern immer verlustfrei komprimiert

Bildgröße

  • JPEG: Nach Bedarf und je nach späteren Verwendung (z.B: Foto für Internet, für Ausdruck etc.) einstellen
  • RAW: Verfügbar nur bei Aufnahmen "RAW + JPEG". Für RAW Bilder irrelevant, sie werden immer in voller Auflösung gespeichert.

  • JPEG: Möglichst genau einstellen!
  • RAW: Nur zur Bildkontrolle am Kameradisplay relevant. Bei Raw-Entwicklung kann Weißabgleich beliebig verändert werden
Bildstill (Bildobptimierung)
  • JPEG: Möglichst passend einstellen. Später sind die Farben nur sehr schwer oder gar nicht widerherzustellen (z.B..: von Schwarzweiß wieder auf Farbbild). Mit fehlerhaft eingestelltem Bildstill kann die Qualität der Aufnahme erheblich beeinträchtigt werden. Wenn Sie zum Beispiel ein Portrait im Bildstill „Brillant“ aufnehmen, werden unter anderen dir unschönen Rottöne der Haut, die Kontraste im Gesicht sowie evtl. unerwünschte Hautunreinheiten verstärkt. Genau diese Schritte sollten auf ein Portrait sehr behutsam angewendet werden.
  • RAW: Nur zur Bildkontrolle am Kameradisplay relevant. Bildstill-Einstellungen haben auf die RAW Datei keine Auswirkung. Sie werden jedoch zum Bild mitgespeichert und werden bei Verwendung des Raw-Konverter des kameraherstellers meist als Voreinstellung geladen.

Farbraum
  • JPEG: Auf "sRGB" einstellen. Die Fotos können direkt aus der Kamera oder nach dem Übertragen auf PC gedruckt werden. Auch die meisten Monitore sind (nur) für den Farbraum sRGB optimiert.
  • RAW: Einstellung ist unwichtig, da der Farbraum erst im RAW-Konverter der Aufnahme zugewiesen wird. Nach der Bearbeitung muss das Bild in den entsprechenden Farbraum umgewandelt (meist sRGB) werden.
Anzeige der blinkenden Lichter (bei Nikon: "Lichter"- Anmzeigemodus)
  • JPEG: Möglichst genau darauf achten. Blinkende Bereiche erscheinen auf dem fertigen Bild weiß und enthalten keinerlei Details oder Strukturen.
  • RAW: Die am Kameradisplay blinkende Bereiche können teilweise bei Raw-Konvertierung widerhergestellt werden. Nach meiner Erfahrung weisen RAW-Bilder eine Reserve von bis zu 2 EV-Stufen in den Lichtern auf. Diese Reserven sind jedoch mit Vorsicht zu genießen da im Grenzbereich Farbverschiebungen auftreten können (kann sich kritisch auf z.B. Hauttöne im Portrait auswirken).
Automatische Belichtungsoptimierung (Canon: Auto Lighting Optimizer, NikonAktives D-Lighting, Sony: DRO)
  • JPEG: Für meiste Situationen ist "Automatisch" am Besten geeignet. Manchmal jedoch, beim Fotografieren in Innenräumen mit hellen Fenstern, dunkelt diese Funktion den Wandbereich um die Fenster herum sichtbar ab (sieht aus wie ein schmutziger Streifen um das Fenster). Sollten Sie diesen Effekt im Foto beobachten – Aktives D-Lighting auf „Aus“ umstellen.
  • RAW: Auf möglichst auf "Aus" einstellen. Diese Funktion kann zu ungewollt unterbelichteten Bilder führen.  Nach der Aufnahme am Kameradisplay wird eine aufgehellte JPEG-Variante des Bildes angezeigt, die Aufhellung wird jedoch nicht auf Raw-Bild angewendet.
Vignettierungskorrektur
  • JPEG: Falls verfügbar und nach Bedarf aktivieren (bei Offenblende dann in Richtung "Stark" verstellen, da mit steigender Blendenöffnung die Vignettierung im Bild zunimmt)
  • RAW: Nur zur Bildkontrolle am Kameradisplay interessant. Keine Auswirkung auf RAW-Dateien.
Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtung (verhidnert Hotpixel)
  • JPEG: Aktivieren
  • RAW: Deaktivieren. RAW Bilder werden (und können nur) nachträglich entrauscht werden
Rausch-Reduzierung bei hohen ISO-Zahlen
  • JPEG: Entrauschgrad nach eigenem Empfinden einstellen.
  • RAW: Deaktivieren. RAW Bilder werden (und können nur) nachträglich entrauscht werden